Christof Sänger Trio Funkelnd – „Descending River“
Eine köstliche Mischung aus großartigen Interpretationen von Standards und gleichwertigen eigenen Kompositionen, anders als u.a. bei den letzten Alben „Tribute To My Favorites“, „Reflections on Art Tatum“ und „Willow Weep For Me“, die ausschließlich dem Great American Songbook gehörten, serviert Christof Sänger mit seinem Ensemble in klassischer Trio-Besetzung. Sänger und Rudi Engel sind ohnehin ein eingespieltes Team, das auch in verschiedenen Formationen als Sidemen Erfolge feiern konnte. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Tobias Schirmer haben sie mit „Descending River“ ein Album vorgelegt, vor dem man vergnügt den Jazz-Hut zieht und das vor allem richtig viel Spaß macht. Temporeich der kraftvolle Einstieg mit „Take The A Train“, pikant die funkelnden neuen Ansätze, die Sänger, dem wohl die Arrangements zuzuschreiben sind (die CD sagt dazu nichts aus), Stücken wie eben „Take The A Train“, „Poinciana“ (hier spielt er mit Griegs „Morgenstimmung“) oder „Stars Fell On Alabama“ mitgegeben hat, raffiniert, wie er die gekonnten Intros in elegante Bögen auflöst. Sein Piano, der wortgewaltige Kontrabaß und das feinmotorisch perfekte Schlagzeug bekommen ausgiebige, geschmackvolle Features, die zeigen, wie hoch die solistischen Qualitäten eines jeden sind. Der Opener und „Spinning Wheel“, diesmal von Sänger, nicht von David Clayton-Thomas, sind zwei solch schöne Beispiele. Homogen das Zusammenspiel auf Augenhöhe, atemberaubend Sängers intensives Spiel. Zwei der eigenen Stücke Sängers, der Titelsong „Descending Rivers“ und „Lagoa Azul“ gehören mit zum Schönsten dieser herausragenden Aufnahmen. 61 Minuten allerfeinster Trio-Jazz, von den Musenblättern sehr empfohlen.
Musenblätter Mai 2017